Europäisches Forschungsprojekt zeigt neue Wege zur Stärkung der Unterstützung für migrantische Frauen
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ReIncluGen schließt mit der Präsentation des Fotobuchs „Whispering Truths in Many Ways and Places“ und einer öffentlichen Veranstaltung am 18. Dezember 2025
Wien — 15.12.2025
Nach drei Jahren intensiver Forschung in fünf europäischen Ländern geht das Projekt ReIncluGen – Rethinking Inclusion and Gender Empowerment mit der Präsentation eines neuen Fotobuchs, das gemeinsam mit migrantischen Frauen entwickelt wurde, sowie mit einer öffentlichen Abschlussveranstaltung in Wien zu Ende. Die Veranstaltung findet am 18. Dezember von 13:00 bis 19:00 Uhr in den Räumlichkeiten des Lernzentrums Orient Express, Schönngasse 15–17, 1020 Wien, statt und bringt migrantische Frauen, zivilgesellschaftliche Organisationen, Praktikerinnen und Praktiker sowie Mitglieder der Zivilgesellschaft zusammen, um die Ergebnisse des Projekts zu teilen und die gemeinsamen Arbeitsprozesse zu würdigen.
Ein Fotobuch, das den Stimmen von Frauen Raum gibt
Ein zentrales Ergebnis des Projekts ist das FotobuchWhispering Truths in Many Ways and Places. A Photobook by Migrantised Women Across Europe,herausgegeben von Kris Aerts, Amal Miri und Lore Van Praag, Owl Press.https://www.borgerhoff-lamberigts.be/en/shop/boeken/whispering-truths-in-many-ways-places?variant=240096
Das Fotobuch wurde mithilfe partizipativer visueller und narrativer Methoden entwickelt und vereint Fotografien und Geschichten von Frauen, die an der ReIncluGen-Forschung in Österreich, Belgien, Italien, Polen und Spanien beteiligt waren. Es hält alltägliche Momente von Stärke, Fürsorge, Unsicherheit, Kreativität und Zugehörigkeit fest und richtet den Fokus darauf, wie Empowerment gelebt und erfahren wird, statt es ausschließlich abstrakt zu definieren.
Das Buch macht Räume sichtbar, in denen sich Frauen sicher fühlen, Beziehungen, die sie tragen, sowie Aktivitäten, die Selbstvertrauen und Selbstbestimmung stärken. Auf diese Weise eröffnet es Perspektiven, die in öffentlichen Debatten und politischen Diskussionen häufig fehlen. Das Fotobuch stellt ein zentrales Projektergebnis dar und übersetzt Forschungsergebnisse in ein zugängliches, menschenzentriertes Format für ein breites Publikum.
Über das Projekt ReIncluGen
ReIncluGen ist ein dreijähriges europäisches Forschungsprojekt, das Partnerorganisationen aus fünf Ländern zusammengebracht hat, um besser zu verstehen, wie migrantische Frauen Empowerment erleben, sich in institutionellen Kontexten bewegen und Unterstützungsangebote nutzen. Die Forschung kombinierte vertiefende Interviews mit migrantischen Frauen, eine enge Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen Organisationen (CSOs) sowie eine vergleichende Medienanalyse, um ein vielschichtiges Verständnis davon zu entwickeln, was Inklusion im Alltag bedeuten kann.
Die Ergebnisse zeigen, dass Empowerment kein einheitlicher oder linearer Prozess ist. Die Erfahrungen von Frauen werden durch ihren rechtlichen Status, Sprachkenntnisse, Sorgeverantwortung, persönliche Lebensgeschichten, traumatische Erfahrungen sowie den Zugang zu Rechten und Dienstleistungen geprägt. Während nationale Gleichstellungs- und Integrationsstrategien wichtige Orientierungsrahmen bieten, profitieren viele Frauen besonders von Unterstützungsangeboten, die langfristig angelegt, flexibel gestaltet und eng mit ihren Lebensrealitäten verbunden sind. Zudem definiert jede Frau individuell, was Empowerment für sie bedeutet.
Über alle Forschungsphasen hinweg haben sich CSOs als zentrale Akteurinnen erwiesen. Sie bieten Beratung in der Erstsprache, rechtliche Unterstützung, Kinderbetreuung, psychosoziale und traumasensible Begleitung, sichere soziale Räume sowie Möglichkeiten zur Gemeinschaftsbildung. Diese Angebote schaffen vertrauensvolle Umgebungen, in denen Frauen Selbstvertrauen entwickeln, informierte Entscheidungen treffen und Bildungs- oder Erwerbswege in ihrem eigenen Tempo erkunden können.
Erkenntnisse aus der österreichischen Forschung
Die österreichische Fallstudie kombinierte Interviews mit migrantischen Frauen, partizipative Forschung mit CSOs sowie eine Analyse medialer Debatten zu Geschlechtergerechtigkeit, Empowerment und Inklusion. Zusammengenommen zeichnen diese Zugänge ein differenziertes Bild davon, wie Empowerment im Alltag unterstützt, ermöglicht, aber auch begrenzt wird.
Die Ergebnisse zeigen unter anderem:
· Empowerment geht über Erwerbsarbeit und Spracherwerb hinaus.Frauen beschrieben Empowerment als eng verbunden mit Sicherheit, rechtlicher Absicherung, stabilem Wohnraum, emotionalem Wohlbefinden sowie der Möglichkeit zur sozialen und kulturellen Teilhabe.
· CSOs spielen eine zentrale Rolle für alltägliche Inklusion.Sie fungieren häufig als erste Anlaufstellen und bieten vertrauensvolle sowie niedrigschwellige Unterstützung in den Erstsprachen der Frauen. Ihre Arbeit ist besonders wichtig für Frauen, die von Gewalt, Isolation oder rechtlicher Unsicherheit betroffen sind.
· Kontinuität und Stabilität sind entscheidend.Kurzfristige und projektbasierte Finanzierungsmodelle erschweren langfristige Planung und personelle Stabilität und beeinträchtigen Angebote, die auf Vertrauensaufbau und schrittweise Beteiligung angewiesen sind.
· Der Zugang zu Dienstleistungen ist weiterhin ungleich verteilt.Rechtlicher Status, Dokumentationsanforderungen und Sprachbarrieren können den Zugang zu Kinderbetreuung, Beratung, Bildung oder psychischer Gesundheitsversorgung verzögern und in kritischen Situationen zusätzliche Vulnerabilitäten erzeugen.
· Gemeinschaftsbasierte und kreative Ansätze werden besonders geschätzt.Peer-Gruppen, Storytelling, künstlerische Aktivitäten und Alphabetisierung in der Erstsprache wurden wiederholt als wirksam hervorgehoben, auch wenn ihre Wirkungen nicht leicht messbar sind.
· Öffentliche Debatten blenden die Lebensrealitäten von Frauen häufig aus.Mediale Berichterstattung konzentriert sich oft auf problematisch definierte „Integrationsfragen“ oder politische Rahmungen, während die Erfahrungen, Wünsche und Beiträge migrantischer Frauen weitgehend unsichtbar bleiben.
Die Ergebnisse verdeutlichen eine zentrale Chance: Empowerment ist besonders wirksam, wenn Politik, Institutionen und zivilgesellschaftliche Akteurinnen zusammenarbeiten und wenn Unterstützungsangebote stabil, inklusiv und an die vielfältigen Lebensrealitäten von Frauen angepasst sind. ReIncluGen ermutigt dazu, auf den bestehenden Stärken der österreichischen Unterstützungslandschaft aufzubauen und gleichzeitig langfristige Strukturen zu stärken, die Empowerment nachhaltig ermöglichen.
Abschlussveranstaltung
Die Abschlussveranstaltung von ReIncluGen findet am 18. Dezember ab 13:00 Uhr im Lernzentrum Orient Express, Schönngasse 15–17, 1020 Wien, statt. Im Rahmen der Veranstaltung wird das Fotobuch Whispering Truths in Many Ways and Places. A Photobook by Migrantised Women Across Europe präsentiert. Zudem teilen migrantische Frauen, die am Projekt beteiligt waren, ihre Perspektiven, und das österreichische Forschungsteam stellt zentrale Erkenntnisse vor. Die Veranstaltung bietet Raum für Austausch und informelle Gespräche zwischen Community-Mitgliedern, Praktikerinnen und Praktikern sowie Forschenden. Multimediale Beiträge machen unterschiedliche Geschichten und Erfahrungen von Frauen sichtbar, begleitet von einem kleinen Buffet. Die Veranstaltung markiert den Abschluss des ReIncluGen-Projekts und lädt dazu ein, auf die Ergebnisse zurückzublicken, die Beiträge der Frauen zu würdigen und zukünftige Wege für inklusive und nachhaltige Unterstützung zu diskutieren.


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